Viel Arbeit und eine Prise Optimismus
Der stark gestiegene Beratungsbedarf und die Mitarbeit am neuen Mietspiegel des Landkreises Esslingen haben das Geschäftsjahr 2024 von Haus & Grund Kirchheim unter Teck und Umgebung ganz wesentlich geprägt. Dies berichtete Reinhard Spieth, Vorsitzender des Eigentümervereins, bei der gut besuchten Mitgliederversammlung in der Stadthalle. Erfreut zeigte er sich über die weiter gestiegene Mitgliederzahl. Zugleich ist der Verein mit steigenden Kosten belastet. Mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen wurde der Vortrag von Gabriele Reich-Gutjahr, Aufsichtsratsvorsitzende von Haus & Grund Württemberg. Sie kritisierte die Verlängerung der Mietpreisbremse und „das Gewürge“ um die neue Landesgrundsteuer und stellte klar: „Wir sind nicht Gegner, sondern Partner einer sozialen Wohnraumpolitik.“
Das positive Vorzeichen setzte Reinhard Spieth gleich eingangs mit der Nachricht, dass der Verein einen „weiterhin kontinuierlichen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen“ verzeichnen kann, mit aktuell 2.774 Mitgliedern. Im Geschäftsjahr 2024 habe der Verein netto 52 Mitglieder hinzugewonnen. Er führte dies zum einen auf das politische Umfeld mit entsprechender Verunsicherung privater Eigentümer zurück, speziell in Sachen Grundsteuer und Heizungsgesetz, aber auch auf das „attraktive Beratungsangebot, das jedem ratsuchenden Mitglied zur Verfügung steht“.
Die Kernkompetenz des Eigentümervereins, die Mitglieder in den verschiedenen Rechtsgebieten rund um die Immobilie, aber auch bei der Mietpreisgestaltung, der Betriebskostenabrechnung oder bei immobilien-relevanten steuerlichen Fragen zu beraten, sei 2024 mehr denn je gefragt gewesen. „Speziell die zahlreichen Anfragen zum Mietspiegel und zur Grundsteuer haben einen ungeheuren Aufwand gezeitigt und uns zum Teil an unsere Grenzen gebracht“, stellte der Vorsitzende fest. In der Folge habe der Verein im laufenden Jahr das Beraterteam um zwei Rechtsanwälte und einen Steuerberater erweitert.
Stark gefordert gewesen sei das Quartett des Vereins mit dem Vorsitzenden Spieth und Stellvertreter Gregor Küstermann sowie Beiratsmitglied Petra Vögele und der Geschäftsstellenleiterin Marianne Schünemann im Arbeitskreis Mietspiegel des Landkreises, wo 2024 ein neuer qualifizierter Mietspiegel erarbeitet wurde. Spieth versicherte: „Wir haben intensiv mitgewirkt und alles getan, um akzeptable Lösungen und Festlegungen zugunsten unserer Mitglieder und die privaten Haus- und Grundeigentümer insgesamt zu erreichen.“ Der Vorsitzende dankte dem ganzen Team für das Engagement, speziell auch Marianne Schünemann und Sabine Kluge, die in der Geschäftsstelle „als erste Ansprechpartner vieles an Anfragen auffangen“.
Besonderen Dank sprach der Vorsitzende auch Steuerberater Eberhard Bischoff aus, der sich seit 1983 volle 42 Jahre im Beirat „mit vorbildlichem Engagement für den Verein und seine Mitglieder eingesetzt hat“, lobte Spieth. Die Versammlung unterstrich dies mit herzlichem Beifall. Nachdem Bischoff Ende 2024 ausgeschieden war, hatte der Verein satzungsgemäß bis zur nächsten regulären Wahl Steuerberater Tim Schäfer aus Kirchheim zum Nachfolger im Gremium bestimmt.
In ihrem Kassenbericht musste Sabine Kluge nach langer Zeit erstmals wieder „rote Zahlen“ resümieren. Dies sei mehreren Investitionen und allgemeinen Kostensteigerungen geschuldet. Etwa bei Saalmieten, Material, Referenten- und Beratungshonoraren, außerdem Investitionen in die Ausstattung der Geschäftsstelle. Fürs laufende Jahr sei wieder mit einem Überschuss zu rechnen. Kassenprüfer Thomas Weise bescheinigte eine ordnungsgemäße Kassenführung. Der Verein verfüge dank „genügend Eigenkapital über eine Top-Liquidität“ und stehe „auf soliden Füßen“. Für die beiden Vorstände erfolgte einstimmige Entlastung durch die Versammlung, ebenso für den Beirat. Weise dankte für diesen „Vertrauensbeweis der Mitglieder“ und der Vereinsführung für ihr Engagement.
In ihrem 40-minütigen Vortrag umriss Gabriele Reich-Gutjahr das ganze Spektrum der Fragen zur Wohnraumpolitik, die den privaten Eigentümern derzeit unter den Nägeln brennen. Von der um weitere vier Jahre verlängerten Mietpreisbremse, übers Heizungsgesetz, die Belastungsverschiebung bei der Grundsteuer zu Ungunsten des privaten Eigentums oder Veränderungen bei der Landesbauordnung (LBO). Bei der LBO sieht sie „gute Ansätze“, nicht zuletzt bei Bauvorschriften für den Bestand. Von der neuen Bundesregierung aber seien „weitere Eingriffe ins Eigentum“ zu erwarten, etwa hinsichtlich einer „Schonfrist“ bei Mietzahlungsverzug. Auch in Sachen Grundsteuer sprach Reich-Gutjahr Klartext: „Nach all dem Gewürge brauchen wir eine Neufassung mit einer neuen Regierung.“
Am Beispiel ihrer eigenen frühen Erfahrungen als Mieterin bis zurück in Studienzeiten verdeutlichte sie die Bedeutung der privaten Vermieter für den Wohnungsmarkt: „Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich das ist, je nachdem, welchen Vermieter man hat.“ Es zeige sich, „dass die privaten Vermieter in aller Regel die Guten sind und als Rückgrat des Mietwohnungsmarktes nicht mit Miethaien in einen Topf geworfen werden dürfen“. Sie plädierte für „Mut, etwas zu unternehmen, etwas zu machen“. Dafür müssten aber auch „die Rahmenbedingungen gut funktionieren“. Und dafür setze sich der Verband ganz grundsätzlich ein. Wichtig sei aber auch, schloss Reich-Gutjahr, „mit Optimismus an die Dinge ranzugehen, denn ohne Optimismus kommen wir nicht voran“.